Sniff Clown


Videonews c'mon Google, pimp my german!

Mögen Sie Opern? Ein Musical, beizeiten? Stehen Sie auf Blues? Verzaubert Sie das markerschütternde Getöse überdimensionierter Maschinen? Die Aggregate im Rumpf der Titanic? Ein Schlaflied im Kettensägen-Duett? Während der Schamane den Takt auf der Trommel schlägt! Verspüren Sie vielleicht manchmal das unwiderstehliche Verlangen nach einem saftigen, rohen Stück Fleisch? Ganz frisch von der eigenen Schulter geharkt? An wen auch immer dabei gedacht! Vielleicht sind Sie ja auch ein bisschen krank in der Birne? Vielleicht auch bisschen mehr, wenn Sie ehrlich sind? Dann sind Sie hier genau richtig! Nur, dass die Blues-Oper rockt und das Musical von bösen Träumen berichtet. Morgens um halb vier, zitternd und nass, mit gebrochenem Herzen, Blut in den tränenden Augen und einer scheiß Wut im Bauch. Und einem Puls von 130 Dezibel. Und bevor es zu viel wird, muss es dann einfach mal raus. Und schon ist das Ganze mal wieder größer, als die Summe seiner Teile.

Sniff Clown

Nun gut, werden manche sagen, die es bis hier geschafft haben: das klingt ja irgendwie ganz nett. Aber was ist das denn nun genau, dieser Sniff-Clown-Scheiß? Unter der Voraussetzung, dass es sich tatsächlich um Opern handelt, könnte man sagen, dass der Komponist quasi unbekannt ist und der Dirigent sich während der Proben hinter den Atomen des Äthers versteckt. Noch nie hat ihn jemand zu Gesicht bekommen. Und dennoch muss es ihn geben, denn Sniff Clown ist eine Tatsache. Zumindest ist er (der Dirigent) genauso unbekannt wie der Komponist. Dieser Umstand legt die Vermutung nahe, dass es sich um ein und dieselbe Person handelt. Wahrscheinlich ist dem auch so... nur: handelt es sich dann überhaupt um eine Person? So wie die Person des nicht-existenten Dirigenten aus fünf Personen des wirklichen Lebens besteht, wie unsere Großhirnrindenimpulse es eben gerade so zurechtmuckeln, so bestehen auch die Teile der Oper aus Teilen der Oper, die Teile der Oper sind. Und das Teil der Oper ist eine Oper.

Und das Atom des Äthers? Ist auch eine Oper! Nur: ist eine Oper unteilbar? Man kennt es ja, das Apfelmännchen: von jeder Ampel grient es uns an, und noch immer wollen oder können wir nicht begreifen, dass es den Dingen zugrunde liegt. So ähnlich ist das dann auch mit Sniff Clown. Nicht, dass Sniff Clown den Dingen zugrunde liegt, aber Sniff Clown liegt Sniff Clown zugrunde und aus Sniff Clown wird immer wieder Sniff Clown. Vor dreieinhalb Milliarden Jahren hat sogar der Sex auf diese Art noch Spaß gemacht – den Kohlenstoffkettchen zumindest. Und genau da haben wir ja irgendwie alle mal angefangen, oder nicht? Vor dreieinhalb Milliarden Jahren. Zumindest als Kohlenstoffkettchen. Aber sowas trägt man ja heutzutage nicht einmal mehr um den Hals. Matroschka ist schließlich auch nur ein Püppchen im Püppchen im Püppchen. Soll hier übrigens ausnahmsweise mal kein Russenwitz sein. Und wenn wir nun schon so unverfroren die Evolution bemühen, folgt auf dem Fuß vom Fuß ein kleiner Rückblick in Sachen Geschichte.

Sniff Clown

Die Band Sniff Clown existiert(e) in der Besetzung mit Dirk "Hogus" Hogrefe (v), Peter "Pitchen" Krell (g), Martin "Maaf" Kirchner (dr,kb) und Helge "Helge" Knieriem (b) von 1993-96 und feierte im Sommer '96 mit der aus Übungsraumaufnahmen bestehenden CD "Sniff Ahoi" ihr jähes Ende beim furiosen Abschiedskonzert im Göttinger Café Kreuzberg. Im Laufe der Jahre wurde nahezu jede Übungsstunde/Session auf 4-Track mitgeschnitten. Die zwei große Einkaufstüten füllenden Bänder warten - im Keller - zum überwiegenden Teil nach wie vor auf eine ihrem exzentrischen Kreativ-Potential angemessene akustische Auswertung. Doch Einkaufstüten sind geduldig - besonders im Keller.

Nicht viele Sterbliche haben jemals mehrere Songs am Stück ertragen. Nach und nach schleicht sich ein unliebsamer Teufel der Verzweiflung in die Seele des ahnungslosen, vielleicht nach purer Unterhaltung dürstenden Konsumenten, packt ihn an seinen Wurzeln, führt ihm seine innersten Abgründe vor Augen und läßt ihn schließlich zynisch grinsend mit seinem Schmerz allein. Auf der anderen Seite können mutige Personen, die sich dieser Aufgabe stellen, durchaus geheilt und gestärkt aus dem Hörerlebnis hervortreten und den CD-Player auf Repeat schalten. Für diese Erleuchteten erlangte "Sniff Clown", zumindest im Göttinger Raum, bereits zu Lebzeiten Kultstatus.
Die rohe, urgewaltige Energie des freien Falls mit dem Katalysator der Improvisation verleiht diesem stilistischen Konglomerat in klassischer Rockband-Besetzung seine mystische Dichte.

Und daran hat sich nicht viel geändert, denn alles kam anders! ..... SNIFF CLOWN ... LEBT!

Die Band

Bis zum sonnigen Tag unserer Wiedergeburt im Mai des Jahres 2003 fanden die Proben etwa im jährlichen Rhythmus statt. Innerhalb der folgenden 12 Monate nahmen wir dann mindestens 6 CDs auf... es war einiges nachzuholen. Immerhin hatten wir uns auf dem Höhepunkt unseres Schaffens eine etwa 7-jährige Zwangspause gegönnt. Der Vorgang lässt sich am besten mit der Gefriertrocknung einer Suppe vergleichen, die schließlich wieder mit kochendem Wasser übergossen wird - ihrem natürlichen Element. Insofern glich die Wiedergeburt auch einer Art Rückkehr in den Mutterleib. Dieses Thema wurde nahezu ein Jahr später auf dem Tonträger "Mutti Frutti" am 9. Mai 2004 ausgiebig und zur vollsten Zufriedenheit aller Beteiligten bearbeitet. Das ersparte uns sowohl den religionsphilosophischen Ansatz als auch die Angst vor einem Kurzschluss durch Lebensverpassung in einem auf den Punkt reduzierten Kreis.

Und seitdem geht es unermüdlich weiter. In jüngster Zeit haben wir einen neuen Mitstreiter gewonnen. Herrn Wolfgang "Morselli" Webermann, der sich in den vergangenen Jahren nach seiner Karriere als Rockmusiker vornehmlich dem elektronischen Millieu verschrieben hatte und nun zur physischen Elektrizität zurückgekehrt ist. Die zweite Gitarre tut nicht nur dem Stereobild gut - sie wird ebenfalls von oben erwähntem Dirigenten inspiriert und markiert auf der Zeitleiste der Sniff Clown Evolution den Beginn der neozoischen Ära.

Noch Fragen? Nerve den Netzmeister!

© bei Sniff Clown